Sind wir schon OnLive?

Unsere Küche droht mal wieder völlig zu verwaisen.  Da kommt der aufkeimender Wille, meine an grauenhafte Rechtschreibung aufzubessern gerade Recht. Das erste Opfer meiner Schreibe wird der Online Videospiel Dienst OnLive.

Für all diejenigen die sich nicht mit dem Dienst beschäftigt haben, will ich kurz das Prinzip hinter OnLive erklären.
Der Dienstleister OnLive stellt ein Rechenzentrum mit zahlreichen Rechnern bereit, die PC Spiele mit hohen Grafikdetails darstellen können. Mit der bereitgestellten Software verbindet Ihr euch mit diesem Rechenzentrum und bekommt eine Benutzeroberfläche ähnlich eines DVD- oder Blu-ray- Menüs. Darin könnt Ihr eure OnLive Freunde verwalten, aufgezeichnete Spielszenen wiedergeben und im Spiele Marktplatz stöbern. Wenn Ihr euch für ein Spiel entschieden habt, könnt Ihr dieses einmalig eine halbe Stunde lang kostenlos ausprobieren und das Spiel starten. Wobei es nicht um ein Spielen am PC im üblichen Sinne ist. Das Spiel läuft nicht auf eurem eigenen PC, sondern auf einem der Rechner im Rechenzentrum von OnLive.  Das Video wird von diesem Rechner Bandbreiten freundlich codiert und an euren PC übermittelt und Ihr übermittelt dem Rechner eure Eingaben an der Tastatur, Maus oder Gamepad. Der OnLive Rechner verarbeitet eure Eingaben und übermittelt euch dementsprechend das resultierende Video. Diejenigen unter euch, die sich Fernwartung am PC oder Cloud Computing beschäftigt haben, werden dieses Prinzip kennen. Der Vorteil dieser Technik ist es, dass ihr keinen High-End PC benötigt um aktuelle PC Videospiele spielen zu können.

Jederzeit an jedem Rechner, der vernünftig Videos in einer Auflösung von 1280 mal 720 wiedergeben kann, aktuelle PC Videospiele zu spielen, klingt doch erstmal super. Wir wollen uns aber auch mal die Nachteile von OnLive ansehen.

Die Latenz, also die Zeit zwischen eurer Eingabe und dem was auf eurem Bildschirm passiert hängt extrem von eurer Internetverbindung und dem Abstand zum Serverstandort ab. Momentan befinden sich die Server einzig in den USA und man könnte die hohe Latenz, die ich erfahren habe damit erklären, aber Aussagen amerikanischer Tester sprechen dagegen. Selbst wenn Ihr unmittelbar in der Nähe der Server wohnt, bleibt eine gewisse Latenz erhalten. Die Bild Qualität die Ihr auf eurem PC zu sehen bekommt, mag auf einem größeren TV Gerät passable aussehen, aber auf einem Monitor bekommt man teilweise das Gruseln. Selbst als ich Online in unserer FH mit einer Terrabyte Leitung ausprobiert habe, tat sich nicht viel am Bild.

Ein anderer Punkt ist, dass OnLive ein Dienst ist und jedes der Spiele, die Ihr spielt eine Dienstleistung darstellt. Man kann sich also von dem Gedanken verabschieden, ein Spiel zu besitzen. Alles was Ihr erhaltet, ist das Recht, dass Spiel zu nutzen.  Zu Sammler und/oder Videospiel-Enthusiasten  wie ich mich und die meisten von euch dazu zähle löst diese Vorstellung einen Brechreiz aus.

Vom Grundsatz her, mag OnLive eine nette Idee sein, aber solange man entweder nicht zusätzlich zur Dienstleistung einen materiellen Gegenwert erhält oder die Spiele entsprechend günstig sind, sehe ich für OnLive und das Konzept, welches dahinter steckt keine rosige Zukunft.
Auf der anderen Seite sitzen wir nicht unbedingt am längeren Hebel. Was sich durchsetzt, wird durch den Geldbeutel entschieden. Steam ist ja in gewisser Weise ein Schritt in Richtung Gaming als Dienstleistung. Zwar lädt man sich noch Clients auf den Rechner und führt diese dort aus, aber abhängig vom Service Steam ist man trotzdem. Was dazu kommt und wir Europäer leider immer wieder als bittere Pille schlucken müssen ist, dass die breite Couchpotato Geschmacksverstärker Masse der amerikanischen Bürger am längeren Konsumhebel sitzen. Wenn sich etwas dort drüber durchsetzt obwohl es uns total gegen den Strich geht, schwappt es zwangsläufig zu uns herüber.

Eigentlich wollt ich den Eintrag hier nicht mit so düsteren Worten beenden, also lasst es uns halten wie die Gallier und stellen wir uns gegen die bösen Digital Distribution Römer *g*